Linux und Amateur Packet Radio

Funkpaketpost bzw. Packet Radio

Einleitung

Amaterurfunk, Packet Radio und Linux verbindet eine gemeinsame Geschichte die bis in die Anfänge der beiden letzten zurückreicht. So gibt es seit der Version 2.0 des Linux Betriebssystemkerns einen Netzwerktreiber der tief im System verankert ist: den AX.25 Protokoll Treiber, wobei das A hier tatsächlich für Amateur und nicht etwa Audio steht.

Zu dieser Zeit, in den frühen 90ern des letzten Jahrhunderts gehörte es noch zum guten Ton, dass man ein Amateurfunkrufzeichen hatte wenn man Technik affin war. Und so sollte es nicht allzu sehr verwundern, dass Kernel Entwickler und Funkamateur Alan Cox mit Rufzeichen G4PTS, wie man zum Beispiel aus der man-Page der Software axcall erfahren kann, unter Anderem die Quellen für den AX25 Kernel-Treiber beigesteuert hat.

Packet Radio selbst erblickte ein gutes Jahrzehnt vor Linux, rund um das Jahr 1978 (1) das Licht der Welt. Zu dieser Zeit kamen langsam Personal Computer in Umlauf die zunächst häufig mit dem Betriebsystem DOS ausgestattet waren. DOS hatte damals noch die Bedeutung von Disk Operating System und stand noch nicht für die gefürchtete Netzwerkattacke Denial of Service. Es war die Zeit der aufkommenden Telefonmodems und der Begriff des Computer Netzwerkes hatte noch nicht Eingang in die Welt der Personal Computer gefunden.

Es war aber auch die Zeit in der die Menschen Software als etwas Eigenständiges zu begreifen begannen. Dadurch, dass Software eine Existenz unabhängig von einem physischen Träger hat weil sie leicht zu kopieren ist fürchteten die Einen um die Früchte ihrer Arbeit gebracht zu werden während Andere in der Kopierbarkeit eben gerade einen großen Vorteil sahen, weil man Software dadurch beliebig oft teilen konnte und trotzdem Jeder die ganze Software behielt.

Es gab aber auch Mischformen: So erkannten findige Leute, dass man sich die leichte Kopierbarkeit zunutze machen konnte um Vertriebskosten einzusparen, wenn auch zu dem Preis, dass Nutzer der Software diese eben genauso leicht weitergeben konnten. Indem man aber nur die maschinlesbaren Bitmuster herausgab konnte man wenigstens andere ProgrammiererInnen daran hindern dass sie die Programme verändern konnten. Die Befürchtung war nämlich, dass auf diese Weise die Arbeit die man in die Entwicklung gesteckt hatte von Anderen als die Eigene ausgegeben werden konnte und man so um die Früchte der eigenen Arbeit gebracht wäre. Weil man die Kopierbarkeit durch die Anwender ohnehin nicht effektiv unterbinden konnte, so ermutigte man die Anwender sogar solche Software weiterzugeben und auf diese Weise Werbungskosten und Vertriebskosten zu sparen. Diese Art Software nannte man "Share Ware" und deren Erzeuger hofften durch das Angebot von Premium Versionen mit essentiellen Zusatzfunktionen schließlich Gewinn zu machen. Die Verfechter der freien Variante waren übrigens nicht durchgehend Altruisten die nur der Welt etwas schenken wollten oder Hobbyisten die nur zu ihrem Vergnügen programmieren, sie hatten ganz einfach ein anderes Geschäftsmodell, nämlich eines das auf der Idee basierte, dass man sein Einkommen nicht dadurch erzielt, dass man einfach für die Vervielfältigung von Bitmustern entlohnt wird sondern durch Support- und Beratungsleistung der Anwender.

Warum ist diese Thematik in einer Einleitung zum Thema Linux und Amateur Packet Radio so wichtig? Vielen Nutzern der für Packet Radio verfügbaren Software war es nämlich offenbar genug, dass sie die Software, wie man so sagt: gratis bekommen konnten. Deshalb finden wir auch heute wenn wir nach Software für Packet Radio suchen zwar noch eine Menge Programme die man sich aus dem Internet laden kann, aber leider sind für die meisten dieser Programme keine Quellcodes mehr verfügbar. Das führt nun dazu dass niemand sie an die durch die Weiterentwicklung von Hardware und Betriebssystemen veränderten Umstände anpassen kann, außer der Originalautor macht das, sofern er nicht das Interesse verloren hat oder er es nicht mehr kann weil er bereits ein SK ist.

Nun wird man zwar auch im Umfeld von Linux den Gratis-Software Typus finden, er übt sich aber hier in starker Zurückhaltung. In Linux ist der Typus Freie-Software deutlich stärker vertreten. Von freier Software spricht man wenn man die Freiheit hat

  • die Software auszuführen, wie man möchste, für jeden Zweck,
  • die Funktionsweise der Software zu untersuchen und eigenen Bedürfnissen anzupassen,
  • die Software weiterzuverbreiten und damit seinen Mitmenschen zu helfen sowie
  • die Software zu verbessern und diese Verbesserungen zu veröffentlichen.


Es handelt sich dabei um die von der Free Software Foundation definierten Kriterien an der man freie Software erkennt.

In dieser Artikelserie soll nun versucht werden zu zeigen wie die verschiedenen Aufgaben von Packet Radio ausschließlich mit freier Software realisiert werden können. Auch in diesem Zusammenhang wird man auf veraltete Software stoßen und auf Probleme für die (noch) keine Komponenten vorhanden sind. Aber anders als bei Share Ware kann man freie Software zumindest im Prinzip immer an aktuelle Verhältnisse anpassen und da Packet Radio im Linux Umfeld aus vielen kleinen Teilprogrammen zusammengesetzt wird braucht man für fehlende Funktionen nur jeweils vergleichsweise kleine Zusatzprogramme schreiben. Die Möglichkeit teil-veraltete Software zu aktualisieren wurde habe ich beispielsweise bereits selbst wahrgenommen indem ich das Software soundmodem (2) von Thomas Sailer aktualisiert habe.

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