OE1SJB mit PACTOR QRV


Mit Pactor und WL2K von der Adria bis zu den Balearen

Ein Erfahrungsbericht eines Newcomers

Anfang Juli 2008 starteten Christine Neuwirth und Hannes Studeny, OE1SJB, von Pula zu einer mehrjährigen Segelreise Richtung Westen. Die Vorbereitungszeit war wie immer viel zu kurz, mussten doch eine Menge unterschiedlicher Projekte zu Ende gebracht werden, wie z.B. die Amateurfunkprüfung Anfang Mai 08. Im Dezember fand der Kontakt mit Arnold Gallhuber, OE1AGB, statt und bald darauf saß ich im Unterrichtsraum der Seefunkschule Gigahertz. Die Technik war mir zum Glück nicht ganz fremd, nur die Betriebsarten und der Rechtsteil waren neu und wurden wirklich verständlich und in angenehmer Art und Weise vorgetragen.

Parallel dazu ersteigerte ich bei eBay einen Kurzwellen Transceiver, einen ICOM IC 706 MKIIG, einen Antennentuner SGC 230, ein Pactor Modem von SCS, den PTC-IIex und 2 VHF Handys. Provisorisch wurde die Gerätschaft in der Wohnung zusammengebaut, viele unterschiedlichste Stecker an winzige Kabel gelötet, nur um zu testen ob alles funktioniert. Ein Stückerl Draht vom Balkon in den Innenhof gespannt, die Erde professionell ums Zentralheizungsrohr gewickelt und schon war ich auf Kurzwelle QRV - dachte ich. Es war eindeutiges Rauschen zu empfangen, immerhin, und der Tuner gab sich reichlich Mühe die Antenne abzustimmen. Ein echter Funktionstest vom Transceiver erfolgte bei Günter Wildmann, OE3GWW, der auch gleich einen Kontakt mit seinem fast Nachbarn Mike, OE3MZC, auf UKW herstellte. Danach war für mich klar, ich brauche auch eine Antenne für 2m und 70cm.

In der Bibliothek borgte ich mir den Rothammel aus, der mich in seiner Fülle von Antennenformen schier erschlug. Wieder bei eBay ersteigerte ich ein Antennenmessgerät, ein älteres Teil von MFJ, den MFJ 256 und im Internet fand ich eine einfache Bastelanleitung für eine J-Antenne, die für beide Bänder ein gutes Stehwellenverhältnis liefern sollte - nur bei mir nicht. Es fehlte bei mir eindeutig noch am tieferen Verständnis der Materie und an der Bedienung vom Antennenmessgerät. Der Autor vom Artikel war wieder Michael Zwingl, den ich zufällig auf der Tullner Messe traf. Ein paar Wochen später war ich dann in der Baunzen im Haus mit der größten Antenne am Dach und im Vorgarten stimmten dann Mike und ich (mehr Mike als ich) die Antenne ab. Erst hier erfuhr ich, dass Mike der Präsident vom OEVSV ist. Bei mir zu Hause funktionierte die Antenne dann auch noch und ich konnte einigen Gesprächen vom Echolink Relais am Kahlenberg zuhören. Senden durfte ich zu dieser Zeit noch nicht. In der verbleibenden Zeit in Wien wurde noch eine Platine für ein Soundkarten Interface und eine Platine für die Steuerung des Tuners (Smartcom) geätzt und bestückt, viele Meter diverser Kabel und Stecker gekauft und Anfang Juni fuhren wir vollbepackt nach Pula um in einem Monat das Schiff, einen Katamaran, für die große Reise auszurüsten. Es wurde ein Windgenerator, eine Windselbsteueranlage und ein Wassermacher eingebaut und unzählige Kleinstprojekte realisiert, sodass für die Installation der Antenne und Kurzwellenanlage keine Zeit blieb. Erst während einer Schlechtwetterphase im Hafen von Monopoly (Italien) fand ich Zeit, die Erde (6cm breite, selbstklebende Kupferstreifen unter der Wasserlinie innen im Rumpf aufgeklebt) und die Antenne (12m langen 2mm Nirodraht achtern vom Backbordrumpf in den Mast gezogen) aufzubauen. Eine fixe Antenne, wie z.B. ein isoliertes Achterstag war bei mir nicht möglich ,weil das Großsegel sehr weit nach hinten ausgestellt ist, durchgelattetes Groß, und ich nur Backstagen habe). Eine Stabantenne schied aus Kostengründen aus, außerdem wäre sie sehr schwer zu beschaffen und die Montage auch nicht unproblematisch gewesen. Leider fiel die Distanz zwischen Tuner und Fußpunkt der Antenne relativ groß aus (5m), aber umso erstaunlicher war es für mich, wie ich zum ersten Mal versuchte mich mit einer italienischen Station via Pactor und Winlink zu verbinden und es auf Anhieb(!) klappte. Ab diesem Zeitpunkt wurden nun fleißig eMails geschrieben und jeden Tag vor dem Auslaufen diverse aktuelle Wetterberichte vom Winlink System abgerufen. Als praktisch hat sich erwiesen, dass Pactor und auch sogar SSB Verbindungen nur mit der Antennenzuleitung möglich sind, wenn es nicht möglich ist, aufgrund der Segelstellung, die Antenne zu spannen.

Sehr positiv erwähnenswert ist das Winlink Service von OE3XEC, der u.A. im 30m Band auf der Frequenz 10.146,5 kHz QRV ist, und immer hervorragende Verbindungen von Italien über Malta, Tunesien, Sardinien bis zu den Balearen lieferte. Transferraten von 2.400 bps sind fast normal, bei guten Bedingungen waren schon öfters 3.600 bps erzielt worden. Auf SSB war ich bis jetzt nur am 20m Band etwas aktiv, vor allem mit Intermar auf der Frequenz 14.313. Mit Gert, OE3ZK, fand überhaupt meinerseits das erste QSO statt, sehr chaotisch und aufregend, kurz darauf mit Mike, OE3MZC. Für die Zeit, die wir rund um Malta verbrachten, war ich auch mit Echolink QRV. Die größten Hürden waren die richtigen Einstellungen am Transciever und das Erzeugen der DTMF Töne. Mittlerweile hat sich die Aufregung während eines QSO's gelegt, die vielen Menüpunkte und Einstellungen am Funkgerät sind nun auch beherrschbar, mit der Zeit werde ich mir auch die Rufzeichen meiner Gegenstellen merken und die Sprechverbindungen werden hoffentlich weniger unkonventionell und den Gepflogenheiten entsprechender. Sollte jemand mit mir Kontakt aufnehmen wollen, so bin ich unter der eMail Adresse oe1sjb@winlink.org erreichbar. Weiters versuche ich jeden Sonntag um 08.30 und am Mittwoch um 14.30 jeweils UTC auf 14.313 QRV zu sein. Unsere aktuelle Position, Reiseberichte und Bilder sind auf der Homepage www.pukuri.at abrufbar.

Sollte jemand ein QSO von einer einsamen Insel benötigen so ist dies, wenn es auf der Route liegt, kein Problem. Mit Arnold, OE1AGB, hat es von Linosa leider nicht geklappt, da war ein Vulkan im Weg und die dzt. generell schlechten Ausbreitungsbedingungen taten ihr übriges. Den Termin und die QRG waren wieder über Pactor und eMail vereinbart worden. Abschließend muss ich sagen, dass die Betriebsart Pactor in Zusammenarbeit mit Winlink sensationell gut funktioniert und wesentlich die Kommunikation auf See erleichtert. Durch das Abrufen von Wetterberichten und Gribfiles ist die Routenplanung um vieles einfacher und auch sicherer, vor allem ist man nicht nur von einem Wetterbericht, den man z.B. über UKW Seefunk empfangen kann, abhängig, sondern kann vergleichen und ist nicht an fixe Sendezeiten gebunden.

Technische Daten der Funkausrüstung

  • Transceiver: Icom IC 706 MKIIG
  • Antennentuner: SGC 230
  • Pactor Modem: SCS PTC-IIex
  • UKW Seefunkgerät Axis RT 1400

Die Pukuri

  • Katamaran 12m lang, 7,40m breit, 4 Tonnen schwer, Baujahr 1991
  • Bauweise stripplanking mit Glasfaser und Epoxi
  • ca. 90 m2 Segelfläche, durchgelattetes Groß mit 3 Reffreihen und 3 Vorsegel mit Stagreitern
  • für Hafenmanöver ein 30 PS Aussenborder, sehr gute Segeleigenschaften

Der Eigner Mag. Hannes Studeny, Baujahr 1967, Rufzeichen neuerdings OE1SJB langjähriger Projektleiter und Entwickler für EDV-Projekte im Versicherungsbereich

Die Crew Christine Neuwirth, Baujahr 1971, Lebenskünstlerin

Der weitere Plan: Wir segeln Richtung Gibraltar, zu den Kanarischen Inseln und weiter zu den Kapverdischen Inseln. Von dort kommt der große Schlag über den Atlantik in die Karibik. Ab der Karibik gibt es noch keinen Plan, man wird sehen...

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